Der Glaube an Verschwörungen steht zu Recht in der Kritik. Skepsis gegenüber Verschwörungstheorien ist mehr als angebracht. An jede Verschwörung zu glauben, die man im Internet findet, ist dumm und leichtgläubig. Aber genauso dumm ist es zu glauben, jede Verschwörungstheorie sei falsch und an den Haaren herbeigezogen, nur weil es darin um eine Verschwörung geht. Verschwörungen sind naturgesetzlich nicht unmöglich, und berücksichtigt man die Natur des Menschen (insbesondere seine Machtgier, seine Habgier und seinen leidenschaftlichen Hang zur Rechthaberei), so muss man davon ausgehen, dass es Verschwörungen auch heute gibt.
Eine Verschwörung besteht bekanntlich darin, dass sich Menschen im Geheimen zusammentun und einen Plan verabreden, dessen Umsetzung in der Regel ihrem eigenen Vorteil oder einer bestimmten, für richtig gehaltenen Sache dient, während er für andere Nachteile bringt. Solche Verschwörungen begleiten den Menschen durch seine Geschichte wie Lügen, Läuse und Kakerlaken. Sollte sich der Mensch so sehr gebessert haben, dass er den Verschwörungen inzwischen abgeschworen hat? Wohl kaum. Wenn also Leute bei sogenannten Verschwörungtheorien gerne abwinken und sie zum Lachen finden, muss ich an die folgende Szene auf einem Bauernhof denken:
Sagt ein Schwein zum anderen: „Hast Du schon gehört? Der Bauer steckt mit dem Metzger unter einer Decke. Er füttert uns nur, damit wir fett werden. Danach werden wir geschlachtet.“ Winkt das andere Schwein ab und sagt: „Ach, Du mit deinen Verschwörungstheorien.“
Das soll, wie gesagt, nicht bedeuten, dass an jeder Verschwörungstheorie etwas Wahres ist. Ganz und gar nicht. Aber an der einen oder der anderen könnten doch mehr Körnchen Wahrheit sein, als uns lieb sein kann.
Freilich darf man dabei nicht vergessen, dass es auch andere Mechanismen gibt, nach denen Menschen Gutes für sich selber (oder für ihre Herzenssache) und Schlechtes für andere tun. Die Verschwörung ist nur ein Mittel unter vielen. Neben der im Geheimen getroffenen Verabredung, dem dunklen verschwörerischen Plan, gibt es zum Beispiel auch noch die nicht verabredete, stillschweigende Kooperation. Dabei wirken Leute, die die gleichen Interessen oder die gleiche Ideologie teilen, in der gleichen Stoßrichtung zusammen, ohne das verabredet zu haben. Oftmals unterliegen sie dabei dem sehr praktischen Irrtum, dass das, was gut ist für sie selbst (oder für ihre Herzenssache), auch gut für alle sein muss. Zumindest ist das der Grund, mit dem sie ihr Handeln vor sich selbst und vor der Öffentlichkeit rechtfertigen. Sie reden sich selber und anderen ein, nur im Interesse des Ganzen zu handeln, und blenden dabei aus, dass es ihnen eigentlich zu allererst um sich selber oder um ihre persönliche Lieblingsideologie geht. Von solchem Gerede darf man sich nicht blenden lassen. Wir dürfen nicht vergessen, dass die expliziten Gründe, die Menschen für ihr Handeln nennen oder sich selbst gegenüber eingestehen, oftmals nicht die wahren sind.