Der Begriff ist mittlerweile fast allgegenwärtig, und jeder, der seinem Wortbeitrag einen besonders intelligenten Anschein geben will, schmückt ihn mit ebendiesem Wort: „Geopolitik“. Aber was genau ist mit dieser inflationär verwendeten Modevokabel eigentlich gemeint? Meint „Geopolitik“ eine Politik, die auf das Wohl der ganzen Erde und der ganzen Menschheit ausgerichtet ist?
Selbstverständlich nicht. Gemeint ist vielmehr die gute alte Großmachtpolitik, die auf der ganzen Welt die egoistischen Partikularinteressen einzelner Staaten durchsetzen soll, die diese Großmachtpolitik betreiben. Das Nachsehen haben alle schwächeren Staaten, die trotz ihrer viel größeren Bevölkerungszahl „geopolitisch“ nichts zu vermelden haben. Wenn die Großen ihre „geopolitischen“ Spielchen spielen, sollten die Kleinen nicht im Weg herumstehen. Das ist die zynische Botschaft, die in diesem Begriff mitschwingt, auch wenn man diese Tatsache lieber vornehm verschweigt.
Tatsächlich würde dieser Planet eine echte Geopolitik, die das Wohl der ganzen Weltbevölkerung — der menschlichen wie der nicht-menschlichen — zum Ziel hat, dringender benötigen als alles andere. Aber so viel Weitsicht ist von den Menschen, die ja bekanntlich zu den Affen gehören, leider nicht zu erwarten.