Der gute Mensch gehört zu jenen Affen, die stets das Gute wollen und doch das Schlechte schaffen.
Sie wollen immer ein reines Gewissen haben? Dann werden Sie doch Gesinnungsethiker. Denken Sie Ihr Handeln immer vom Anfang her, und vergessen Sie das Ende. Es ist egal, was dabei herauskommt. Hauptsache, Sie wollen das Gute und halten fest zu Ihren Prinzipien. Dann haben Sie immer ein blütenreines, strahlendes Gewissen.
Und wenn durch Ihr Handeln ein Weltkrieg entsteht? Dann waschen Sie Ihre Hände in Unschuld. Sicher findet sich ein anderer, dem Sie die Schuld in die Schuhe schieben können. Einer muss ja den ersten Schuss getan haben, und bei dem laden Sie dann die ganze Schuld für den Krieg ab. Er hätte ja nicht schießen müssen. Er alleine trägt die Schuld. Dass Sie vorher den Boden dafür bereitet haben, dass Sie ihn mit anderen Waffen beschossen haben als mit Kugeln, das war ja Ihr natürliches Recht, das jedem guten und prinzipientreuen Menschen zusteht.
Als Gesinnungsethiker können Sie sogar das Schlechte tun, es aber geschickt ausblenden und so trotzdem Ihr reines Gewissen behalten. Sie können das Klima zerstören, von Sklavenarbeit profitieren, mit Blut Ihr Geld verdienen, aber an all das einfach nicht denken, und so Ihre schöne reine Weste in Ihrer Vorstellung behalten. Denn allein darauf kommt es an. Auf Ihre Vorstellung, nicht auf die Wirklichkeit. Das Schicksal anderer interessiert nur in der Vorstellung. Wenn es anderen gut geht, dann ist das Ihr Werk und das Ihrer Gleichgesinnten, und wenn es ihnen schlecht geht, trägt ein anderer die Schuld. Ist das nicht wunderbar?
Haben wir Sie überzeugt? Dann kommen Sie, treten Sie doch ein. Der exklusive Klub der Gesinnungsethik-Freunde heißt Sie herzlich willkommen.