Wieder ein schönes Beispiel für den bedauernswerten Zustand der „Qualitätsmedien“ in Deutschland. Gestern rauschte eine Mitteilung des Bundesgesundheitsministeriums durch den Blätterwald, wonach von etwa 8 Millionen Menschen mit einer Zweitimpfung gegen das Coronavirus etwa 13.000 Menschen trotz Impfung positiv auf das Virus getestet wurden. Das entspreche einem Anteil von 0,16 Prozent, hieß es dabei.
Der Anteil von 0,16 Prozent ist zwar richtig, aber leider auch genauso nichtssagend. Wenn alle 8 Millionen Geimpfte mit dem Virus Kontakt gehabt hätten, wäre dieser Anteil aussagekräftig. Weil aber sicher nicht alle dem Virus ausgesetzt waren, sondern ein viel geringerer Anteil, ist die Zahl von 0,16 Prozent völlig nutzlos. Was soll man mit dieser Zahl anfangen? Schlimm genug, wenn das Ministerium solche Zahlen herausposaunt, wohl um zu suggerieren, dass die Zahl der Infektionen, zu denen es trotz Impfung kommt, vernachlässigbar ist. Dass aber selbsternannte „Qualitätsmedien“ die Zahlen einfach im Echomodus wiederholen und vervielfältigen, anstatt sie kritisch zu hinterfragen, ist wirklich ein Armutszeugnis.
Das Schlimme ist, dass man leider viele solche Beispiele finden kann, aufgrund derer man an der Qualität der Medien in Deutschland zweifeln muss. Die Mittelmäßigkeit hat System. Sie ist die Regel, nicht die Ausnahme. Hier und da gibt es unter dem ganzen Müll der Veröffentlichungen zwar auch noch Perlen, aber es ist schon mehr ein Glücksfall, wenn man auf solche stößt.
Kein solcher Glücksfall war der gestrige Abend. In einer Unterhaltungs-Talkrunde im öffentlich-rechtlichen TV wurde da dem erstaunten Zuschauer mitgeteilt, wie einer der anwesenden Talkgäste, ein junger Sänger, vor einigen Jahren auf die Idee kam, nackt eiszulaufen, weshalb er von der Polizei verhaftet wurde. Die Runde fand diese Anekdote ganz belustigend. Ich konnte dem nicht viel abgewinnen. Das war gebührenfinanzierte „Qualitätsunterhaltung“ auf leider billigem Niveau. Von einer preisgekrönten Moderatorin (das war sie) hätte ich mehr erwartet. Wenn die Gäste kein interessantes Gespräch hergeben, sollte man interessantere Gäste einladen, die wirklich etwas zu erzählen haben. Dann könnte man als Zuschauer oder als Zuschauerin nicht nur niveauvoll unterhalten werden, sondern dabei auch gelegentlich seinen Horizont erweitern. Leider gelingt das nicht mit 08/15-Personal, dessen größte Tat darin besteht, nackt von der Polizei verhaftet zu werden.