Kriegstreiber zuerst

Wenn der politisch-mediale Komplex nicht willens ist, den Frieden im Interesse der Bevölkerung zu bewahren, wenn uns diese Leute, die uns tagein, tagaus predigen, was richtig und was falsch ist, einen Krieg einbrocken, dann sollen sie diese Suppe gefälligst auch selbst wieder auslöffeln. Dann sollen sie in vorderster Reihe an die Front, sie sollen als erste in das Stahlgewitter, das sie losgetreten haben.

Die falschen Ehrlichen

Manche Leute sagen: wir sind ganz ehrlich und tun nur das Beste für euch. Versprochen! Der Weise aber sagt: die ehrlichen Menschen sind dünn gesät. Und: unter hundert Menschen sind im Schnitt mindestens zwei Psychopathen. Diese werden euch belügen, betrügen und für ihre Zwecke ausnutzen, wo immer, wann immer und wie immer sie können. Nehmt euch vor ihnen in acht.

Immer eine saubere Weste

Der gute Mensch gehört zu jenen Affen, die stets das Gute wollen und doch das Schlechte schaffen.

Sie wollen immer ein reines Gewissen haben? Dann werden Sie doch Gesinnungsethiker. Denken Sie Ihr Handeln immer vom Anfang her, und vergessen Sie das Ende. Es ist egal, was dabei herauskommt. Hauptsache, Sie wollen das Gute und halten fest zu Ihren Prinzipien. Dann haben Sie immer ein blütenreines, strahlendes Gewissen.

Und wenn durch Ihr Handeln ein Weltkrieg entsteht? Dann waschen Sie Ihre Hände in Unschuld. Sicher findet sich ein anderer, dem Sie die Schuld in die Schuhe schieben können. Einer muss ja den ersten Schuss getan haben, und bei dem laden Sie dann die ganze Schuld für den Krieg ab. Er hätte ja nicht schießen müssen. Er alleine trägt die Schuld. Dass Sie vorher den Boden dafür bereitet haben, dass Sie ihn mit anderen Waffen beschossen haben als mit Kugeln, das war ja Ihr natürliches Recht, das jedem guten und prinzipientreuen Menschen zusteht.

Als Gesinnungsethiker können Sie sogar das Schlechte tun, es aber geschickt ausblenden und so trotzdem Ihr reines Gewissen behalten. Sie können das Klima zerstören, von Sklavenarbeit profitieren, mit Blut Ihr Geld verdienen, aber an all das einfach nicht denken, und so Ihre schöne reine Weste in Ihrer Vorstellung behalten. Denn allein darauf kommt es an. Auf Ihre Vorstellung, nicht auf die Wirklichkeit. Das Schicksal anderer interessiert nur in der Vorstellung. Wenn es anderen gut geht, dann ist das Ihr Werk und das Ihrer Gleichgesinnten, und wenn es ihnen schlecht geht, trägt ein anderer die Schuld. Ist das nicht wunderbar?

Haben wir Sie überzeugt? Dann kommen Sie, treten Sie doch ein. Der exklusive Klub der Gesinnungsethik-Freunde heißt Sie herzlich willkommen.

Frieden

Manche Leute sagen: wer Frieden will, muss den Krieg vorbereiten. Der Weise aber sagt: wer Frieden will, muss zuallererst den Frieden vorbereiten.

Grüße von Darwin

Im griechischen Pantheon gab es Götter für alles mögliche: für die Liebe, für die Weisheit, für gute Ernten — für alle Lebensbereiche war vorgesorgt. Im Vergleich dazu ist der militaristische Pantheon heutiger Zeitrechnung eine mehr als kümmerliche Veranstaltung. Er besteht nur aus einer Handvoll Göttern, denn mehr braucht es nicht in der schönen neuen Welt des Militarismus. In den heiligen Hallen findet man jetzt nur noch den Gott der Aufrüstung, den Gott der Abschreckung, den Gott der Konfrontation, den Gott der Eskalation. Und über ihnen allen thront Mars, der Gott des Krieges und seit nicht allzu langer Zeit der neue Göttervater. Alle anderen Götter wurden in hohem Bogen aus dem Himmel hinausgeworfen, allen voran die Göttin der Weisheit, mit der die Militaristen nun wirklich nichts am Hut haben und wohl auch nicht haben wollen.

In einer Welt, die solchermaßen kriegsbesoffenen ist, die solche Götter anbetet und verehrt, gibt es freilich keine Sicherheit mehr. Auch wenn nur allzu gerne das Gegenteil behauptet wird. Die Situation ist ungefähr diese: man bittet uns, das dumme Volk, auf einem Pulverfass Platz zu nehmen, stellt noch ein paar dutzend Pulverfässer drum herum und meint mit gönnerhafter Miene, dass wir uns jetzt ganz sicher fühlen dürfen. Das ist die verkorkste und verhunzte Welt, die die herrschenden militaristischen Kreise für uns bauen. Die Welt als Munitionslager, das uns jederzeit um die Ohren fliegen kann. Eine Welt, in der für das Militär immer Geld da ist, für die Menschen aber nicht. Letztere taugen nur dafür, die fette Rechnung zu bezahlen. Und als Kanonenfutter. Gemeinsame Sicherheit für alle Länder? Ein Ende der Konfrontationen? Diplomatie auf Augenhöhe? Kooperation? Frieden? Das war einmal. Das ist jetzt alles von gestern. Und kann weg in die Tonne. Wir machen jetzt einen tollkühnen Salto mortale rückwärts, nach vorvorgestern, direkt hinein in die selige Zeit, in der Kriege und Gewalt noch normale Mittel der Politik waren. Alle Lehren aus der Geschichte — vergessen. Erster Weltkrieg, zweiter Weltkrieg, all die anderen Gemetzel — Hauptsache nichts dazugelernt.

Um uns die bittere Kost des Krieges schmackhafter zu machen, werden uns wieder alte Feindbilder aufgetischt. Der Feindbildtrick ist nie zu alt, nie zu plump, nie zu ausgelutscht, um ihn höchst erfolgreich zu recyceln. Ein echter Evergreen der „strategischen Kommunikation“ (früher sagte man einfach Propaganda). Dampfend heiß werden uns die Feindbilder serviert, um uns Angst zu machen und uns zu empören. In den grellsten Farben werden sie an die Wand gemalt. Der Russe steht wieder vor der Tür, und auch der Chinese schielt schon auf unsere Rohstoffe in Afrika, der freche Dieb. Gestern noch ein Hungerleider, und heute will er auf einmal auch an den Fleischtopf ran. Was fällt dem eigentlich ein? Und auf der Insel Taiwan will er sein eigenes Territorium partout nicht hergeben, der Verbrecher. Nicht mit uns! Natürlich ist der Feind das reine Böse, und wir sind selbstredend das reine Gute. Graustufen? Noch nie gehört. Vorurteile? Keine Ahnung, was Sie meinen. Dass auch Demokratien Verbrechen begehen — siehe Irakkrieg, siehe Gazakrieg? Kann gar nicht sein. Scheinheiligkeit und Gewalt sind Trumpf im großen Spiel der Geopolitik, im blutigen Match um die Vorherrschaft über die Welt. Dass diese Vorherrschaft auf den Knochen von Menschen errichtet wird — so what! Wir werden darüber einfach schweigen. Und worüber geschwiegen wird, das hat es auch nie gegeben. Die Sieger schreiben die Geschichte. Jegliche Desinformation, und wenn es die Wahrheit selbst ist, wird konsequent beseitigt. Und wenn gar nichts mehr geht, wenn doch die Wahrheit ans Licht kommen sollte, dann können wir die Schuld immer noch den Bösen in die Schuhe schieben. Sie tragen die alleinige Schuld. Sie haben uns einfach keine andere Wahl gelassen. Dann sagen wir noch irgendetwas von wegen „Kollateralschäden“ und verdrücken noch ein paar Krokodilstränen. So haben wir das Narrativ immer unter Kontrolle.

Willkommen in der Welt der Starken, die den Schwachen zeigen, wo es in der regelbasierten Ordnung langgeht. Willkommen auf dem Planeten der Affen, die sich zwar hochtrabend Homo sapiens nennen, in Wirklichkeit aber immer noch mustergültige Affen sind. Das Survival of the fittest geht in die nächste Runde. Darwin lässt grüßen. Der große Fleischwolf und, gleich daneben, die große Knochenmühle laufen schon mal warm. Eine große Arbeit liegt vor ihnen.

Der Weg des Friedens

Mir wird in der letzten Zeit zu viel von Krieg geredet — und zu wenig vom Frieden. Es wird uns eingebleut, wir müssten kriegstüchtig werden, und in manchen Phantasmagorien ist der kommende Krieg schon unvermeidlich, ja geradezu alternativlos. Um das Kommende besser durchzustehen, sollen wir resilient werden. Noch wird es nicht ausgesprochen, aber zwischen den Zeilen wird klar: wir sollen uns auf Entbehrungen, auf Hunger, auf den Tod unserer Söhne und Töchter, unserer Männer und Frauen einstellen. Wir sollen uns an Krieg gewöhnen. Wir sollen es ganz normal finden, dass unsere Demokratie in der ganzen Welt, und bald auch auf dem Mond und auf dem Mars verteidigt werden muss. Krieg als Mittel der Politik muss wieder etwas Normales werden. Wir müssen unsere falschen Befindlichkeiten ablegen. Wir müssen wieder bereit sein, „Verantwortung“ in der Welt zu übernehmen, uns in der Welt zu „engagieren“.

Man kann gar nicht so viel essen, wie man erbrechen möchte, wenn man solche Sprüche hört. In Bezug auf den Krieg gibt es nur eine Art von Tüchtigkeit, nämlich die Tüchtigkeit, den Krieg zu verhindern. Wahre Kriegstüchtigkeit besteht darin, den Krieg zu vermeiden, und zwar nicht durch eine Bewaffnung bis an die Zähne, durch bloße Abschreckung. Sondern durch die Schaffung einer gemeinsamen Sicherheit für alle, durch eine Politik des Aufeinanderzugehens, durch eine Beendigung der ständigen Konfrontationen.

Die Falken, die sich jetzt im Aufwind befinden und unser aller Schicksal bestimmen wollen, können so etwas freilich nicht verstehen. Denn sie sehen sich immer in einem höheren Recht. Eine gleichberechtigte Welt kommt für sie nicht in Frage. Für sie ist die Weltgeschichte ein großes Geben und Nehmen, in dem der Überlegene nehmen darf und der Unterlegene geben muss. Das ist die natürliche darwinistische Ordnung. Man kann auch sagen: die regelbasierte Ordnung der Starken, die den Schwachen die Regeln diktieren. Die Falken kennen kein Win-Win mit den Mäusen, sondern nur ein Win-Lose. Warum sollte man auch den Gewinn mit anderen teilen, wenn man ihn, und sei es durch Einschüchterung, Erpressung oder Gewalt, ganz für sich alleine haben kann?

Für die Falken ist deshalb der Krieg ein ganz normales Mittel zur Durchsetzung von Politik. Speak softly and carry a big stick, sprich sanft und trage einen großen Knüppel. Und habe keine Hemmungen, ihn auch zu benutzen. Wo gehobelt wird, da fallen nunmal Späne. Auch wenn die Späne aus zerschmetterten menschlichen Leibern bestehen, mit denen die Erde der Kontinente gedüngt wird. Das Leben der anderen ist ein geringer Preis, den man gerne bereit ist zu zahlen. Das gilt auch für die eigenen Leute, deren Leben ebenfalls nicht viel zählt. Nicht umsonst hat man die meisten Falken noch nie in einem Schützengraben zu Gesicht bekommen, mittendrin im tödlichen Hagel der Granaten. Sie sind die, die den Krieg zwar wollen, die den Krieg ausrufen, aber selbst nie hingehen. Während sie andere in das Grauen schicken, bleiben sie selbst lieber vornehm zurück. Und ihre wohlerzogenen Kinder auch. Der alte Spruch „Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin“ trifft auf diese ehrenwerte Sippschaft tatsächlich zu, wenn auch in einer absolut menschenverachtenden, zynischen Wendung.

Wer Frieden will, muss die Falken wieder zurück in den Käfig sperren. Wer die Herrschaft des internationalen Rechts will, muss das gleiche tun. Die UN-Charta fordert von allen Staaten, ihre Konflikte durch friedliche Mittel, durch Konsultationen und Verhandlungen beizulegen. Nicht mit militärischer Gewalt oder deren Androhung. Nicht mit einem locker sitzenden Colt.

Militarismus ist nicht der Weg zum Frieden, sondern zu einer Welt permanenter Kriege, zum ewigen Krieg als perverser Umkehrung von Kants ewigem Frieden. Nach zwei Weltkriegen und unzähligen weiteren Gemetzeln müssen wir endlich einsehen: der Frieden selbst ist der Weg.

Ehrenwerte Menschen

Wir sind ehrenwerte Menschen. Wir wollen nur das Beste für die ganze Welt. Ganz selbstlos wollen wir nur, dass das Recht und die Freiheit allerorten aufblühen und gedeihen — allein um ihrer selbst willen, nicht etwa um unseretwillen.

Wir sind ehrenwerte Menschen. Um uns geht es uns nicht. Wir wollen uns keine Einflusssphären sichern, keine Rohstoffquellen, keine Transportwege, keine Absatzmärkte. Wir wollen einfach nur das Richtige tun, ja das Gute. Sonst nichts.

Wir sind ehrenwerte Menschen? Das sind wir leider nicht. Wir sind echte Menschen. Und als solche sind wir manchmal gut, manchmal aber auch schlecht. Letzteres wollen wir uns selbst freilich nicht eingestehen. Wir verdrängen es, schieben es ganz weit von uns, wollen nichts davon hören. So entsteht durch selektive Wahrnehmung ein Bild von uns selbst, nach dem wir immer gut sind. Und die Guten verhalten sich natürlich immer ganz ehrenwert. So geht Selbstbetrug. Aber die Wahrheit ist etwas ganz anderes.

Erste Boten des nahenden Frühlings. Ich denke ja bei Frühling an singende Vögel und Frühjahrsblüher wie Ehrenpreis, Buschwindröschen und Lerchensporn. Manch anderer denkt dabei eher an Frühjahrsoffensiven. Warum nur können sich die Menschen nicht einfach darauf einigen, das Leben wertzuschätzen? Ich denke, da läuft in der Kommunikation etwas ganz furchtbar schief.

Neulich im Bus

„Was hälst Du von der Außenministerin?“

„Welcher Außenministerin?“

„Na, Frau Baerbock.“

„Ach so, Du meinst die amerikanische Außenministerin. Sag das doch gleich. Der deutsche Posten ist im Moment ja leider vakant.“